Aktiv
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transitives
Aktiv |
Transitive Verben haben im Aktiv normalerweise ein Akkusativobjekt bei sich:
Marcus Tertiam amat. – Marcus liebt Tertia.
Magister fābulam narrat. – Der Lehrer erzählt eine Geschichte. Māter fīliam lavat. – Die Mutter wäscht ihre Tocher. Wird als Objekt ein Reflexivpronomen ergänzt, ergibt sich wie im Deutschen eine (betont)
reflexive Handlung:
Mē amō. – Ich liebe mich (selbst).
Tertia sē lavat. – Tertia wäscht sich (selbst). Werden aktive Transitiva absolut gebraucht, d.h. ohne Objekt, weichen wir in der
deutschen Übersetzung gerne auf intransitive Formulierungen aus:
Magister labōrat. – Der Lehrer arbeitet / ist bei der Arbeit.
Marcus amat. – Marcus liebt / ist verliebt. Tertia audit. – Tertia hört zu. |
intransitives Aktiv
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Als intransitiv bezeichnet man Verben, die kein Akkusativobjekt bei sich haben können
(außer als inneres Objekt) und demnach auch kein vollständiges Passiv bilden. Dazu zählen
vor allem die Verben der Bewegung, aber auch die vielen anderen Verben, die teils absolut, teils mit Dativ,
Ablativ oder Präpositionen konstruiert werden:
Marcus currit in forum. – Marcus läuft auf das Forum.
Vīvat rēx! – Es lebe der König. Fīlius patrī pāret. – Der Sohn gehorcht dem Vater. Incolae āquā egent. – Den Einwohnern mangelt es an Wasser. Lūcius adest. – Lucius ist anwesend. Auch esse und seine Komposita sind eigentlich aktive Intransitiva. Esse hat aber
einen gewissen Sonderstatus, wenn es als Kopula (Hilfsverb) verwendet wird, um zusammen mit einer nominalen
Ergänzung (Prädikatsnomen) ein Prädikat zu bilden:
Tertia puella pulchra est. – Tertia ist ein hübsches Mädchen.
Haec statua māgnī pretiī est. – Diese Statue ist von großem Wert. |
unpersönliches
Aktiv |
Von manchen Verben wird als finite Verbform (fast) nur die unpersönliche 3. Pers. Sg. Aktiv
verwendet. Häufig folgen Infinitivkonstruktionen und spezieller Kasusgebrauch:
Pluit. – Es regnet.
Vōs iūrgāre nōn decet. – Es gehört sich nicht für euch, zu streiten. Huius facinoris mē piget. – Es verdrießt mich dieser Tat. / Ich ärgere mich über diese Tat. Tuae salūtis multum meā rēfert. – Mir liegt viel an deiner Gesundheit. Gelegentlich wird auch die 2. Pers. Sg. Aktiv (vor allem beim Konjunktiv) oder die
3. Pers. Pl. Aktiv (vor allem bei Verben des Sagens und Glaubens) unpersönlich verwendet:
Crēderēs eum ipsum adesse. – Man hätte glauben können, dass er selbst anwesend sei.
Memoria minuitur, nisī eam exerceās. – Das Gedächtnis lässt nach, wenn man es nicht trainiert. Croesum omnium hominum dīvitissimum fuisse dīcunt / ferunt. – Man sagt, dass Croesus der Reichste aller Menschen gewesen ist. |
Passiv
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Handlungs-
passiv |
Das Handlungspassiv kann von allen transitiven Verben gebildet werden. Das Akkusativobjekt der
aktiven Handlung wird dabei zum Subjekt. Soll der Urheber der Handlung hinzugefügt werden, werden Personen
im Ablativus auctoris (also mit "ā/ab") ergänzt (bei Dichtern auch im Dativus auctoris),
Sachen im instrumentalen Ablativ (also ohne "ā/ab"):
Tertia ā Marcō amātur. – Tertia wird von Marcus geliebt.
Ā magistrō laudāmur. – Wir werden vom Lehrer gelobt. Carrus imbre lavātur. – Mein Wagen wird vom Regen gewaschen. Dichterisch auch:
Nec tibī vītētur porticus, quae ... – Auch sollst du nicht die Galerie meiden, die ...
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Zustands-
passiv |
Vor allem in den mit dem Partizip Perfekt Passiv gebildeten Tempora beschrieb das Passiv
ursprünglich nicht eine passive Handlung, sondern einen Zustand, der durch eine Handlung erreicht worden ist
(resultatives Perfekt). Im Deutschen entscheidet das Hinzufügen bzw. Weglassen von "worden", ob
wir eher die Handlung oder den Zustand meinen:
Victī sumus. – Wir sind besiegt (worden).
Carrus lautus est. – Der Wagen ist gewaschen (worden). Auch in anderen Tempora lässt sich ein Passiv gelegentlich als Zustandspassiv übersetzen. Gewöhnlich
liegt dabei aber ein reflexives Passiv zugrunde:
Occupor. – Ich bin beschäftigt (= ich beschäftige mich).
In silvīs occultantur. – Sie sind in den Wäldern verborgen (= sie verbergen sich). |
unpersönliches
Passiv |
Bei transitiven Verben kann ein Handlungspassiv ohne Urheber im Dt. als unpersönliches
Aktiv (mit "man") wiedergegeben werden:
Vīcīnī convocantur. – Man ruft die Nachbarn zusammen.
Als unpersönliches Passiv bezeichnet man dagegen die 3. Pers. Sg. Passiv, die bei
intransitiven Verben die einzige Möglichkeit ist, ein Passiv zu bilden:
Labōrātur. – Es wird gearbeitet / man arbeitet.
Concurritur in forum. – Man läuft auf dem Forum zusammen (= es wird zusammengelaufen). |
persönlich
konstruiertes Passiv |
In Verbindung mit einem nci kann (bzw. muss z.T. sogar)
bei bestimmten Verben anstelle eines unpersönlichen Passivs ein persönliches Passiv konstruiert werden:
Puerī hoc facere iussī sunt. – Man hat den Jungen befohlen, dies zu tun.
Audīris homō doctus esse. – Man hört von dir, dass du ein gebildeter Mensch bist. |
Mediopassiv
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reflexives
Mediopassiv |
Viele Verben bilden nicht nur ein transitives Aktiv und das dazugehörige echte Passiv,
sondern zusätzlich auch noch ein reflexives Mediopassiv. Die Handlung richtet sich dann nicht auf ein
fremdes Objekt, sondern auf die handelnde Person selbst:
Frūmentum in Germāniam vehō. – Ich fahre / transportiere Getreide nach Germanien.
Frūmentum ā mē in Germāniam vehitur. – Das Getreide wird von mir nach G. gefahren. In Germāniam vehor. – Ich fahre (mich selbst) nach Germanien. Der Bedeutungsunterschied zur aktiven Konstruktion mit Reflexivpronomen liegt in der Betonung.
Eine Konstruktion mit lateinischen Reflexivpronomen ist eher betont reflexiv: sē lavāre –
sich waschen (statt jemand anderen). Mediopassiva sind eher unbetont reflexiv. Die Betonung liegt
mehr bei der Handlung selbst: lavārī – sich waschen / baden. Weitere Beispiele:
Dēlectāmur. – Wir freuen uns.
In rānās mūtātī sunt. – Sie verwandelten sich in Frösche. |
Deponentien
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reflexives
Mediopassiv |
Viele Handlungen, vor allem solche der Bewegung, wurden vom Lateiner als unbetont reflexiv
aufgefasst. Sie existieren daher nur in mediopassiver Form. Im Deutschen werden sie oft durch intransitive Verben
wiedergegeben:
gradī – schreiten, lābī – sich senken, sinken, nāscī – geboren werden, entstehen,
orīrī – sich erheben, aufstehen, prōficīscī – sich auf den Weg machen, aufbrechen |
transitives
Mediopassiv |
Bei manchen Deponentien hat sich die reflexive Bedeutung soweit abgeschwächt, dass sie
nur noch wie transitive Aktiva mit Akkusativobjekt verwendet werden:
Caesar mīlitēs hortātur. – Caesar ermuntert seine Soldaten.
Sehr viele Deponentien können jedoch sowohl reflexiv als auch die transitiv verwendet
werden:
sequī – folgen, hinterherlaufen, aber: aliquem sequī – jemanden verfolgen
morārī – sich aufhalten, aber: aliquem morārī – jemanden aufhalten verērī – sich scheuen, Angst haben, aber: aliquid verērī – etwas fürchten |